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CC-Präsident John Groves war letzte Woche eingeladen, an einem Panel im Rahmen des EU XXL Forum teilzunehmen. Hier berichtet er für Euch:

Vorweg möchte ich sagen, dass es einigen Wirbel um die Auswahl der eingeladenen Sprecher beim EU XXL gab. Die Organisatoren erhielten viele Briefe, man warf ihnen vor, gerade denen eine Plattform zu bieten, die Autorenrechten sehr kritisch gegenüberstehen oder sie gänzlich ablehnen. Auch ich hatte einen solchen Brief geschrieben und wurde daraufhin eingeladen, dort ebenfalls zu sprechen. Auch wenn ich nicht der einzige pro Urheberrecht eingestellte Teilnehmer war, so richteten sich doch alle Keynote-Redner deutlich gegen Autorenrechte und Verwertungsgesellschaften, oder es wurde von ihnen zumindest eine Reform des bestehenden Rechts gefordert.
Bereits die Eröffnungsrede, gehalten von Joost Smiers (Politikwissenschaftler und Autor des Buches „No Copyright“), zielte auf die Abschaffung des Urheberrechts.
DJ Dr. Motte, Erfinder der Love Parade und einer der für die Demonstrationen rund um die GEMA MV  2012 Verantworlichen, zeigte sich ziemlich moderat. Der GEMA gegenüber sehr kritisch, sprach er immerhin von einer Reform – nicht von der Abschaffung.
Zoe.Leela, Künstlerin aus Berlin, zeigte sich als junge Frau mit festen Vorstellungen und sehr negativer Einstellung zur GEMA und zu Autorenrechten im allgemeinen. Sie sprach sich für Creative Commons aus, dafür, Werke frei zu verteilen mit der Möglichkeit, sie hinterher zu linzenzieren. Scheinbar ist sie eine der wenigen, für die dieses Sytem funktioniert.
Ich nahm am Panel Lassen Sie mich durch – ich bin Urheber* teil, der Keynote-Sprecher war Till Kreutzer (irights.law), kein Unbekannter im Themenkreis Urheberrechtsreform und Creative Commons. In seiner Rede analysierte Kreutzer die verschiedenen Typen der Kreativen, die es heutzutage gibt, und er legte nahe, dass das Gesetz flexibler mit ihnen umgehen können müsste. Wenn ich auch nicht allem zustimmen konnte, was er sagte, so war doch vieles davon durchaus sinnvoll. Es wäre schön gewesen, wenn wir uns mit dieser Analyse intensiver hätten befassen können. Aber der Moderator stellte seine Fragen direkt an die einzelnen Teilnehmer, darunter waren auch zwei Medien-Künstler. Einer der beiden erklärte, für seine „Werke“ (Mash Ups oder Collagen aus bestehendem Material) sei es viel zu schwierig, die Rechte zu klären, also mache er es „eben so“. Ich entgegnete ihm,  dass meiner Ansicht nach die Menschen, deren Werke er verwendet, wenigstens gefragt werden sollten und dass ich ihn verklagen würde, verwendete er ungefragt meine Arbeit. Dieses war der schärfste Punkt der Auseinandersetzung, erwartete Kämpfe blieben aus. Ich konnte all die Standardsätze bringen, die ich immer sage. Und tatsächlich taten alle pro-Urheberrecht-Teilnehmer genau das Selbe – sie wiederholten die altbekannten Argumente.
Alles in Allem fand ich das Event weder besonders gut noch wichtig. Ich glaube, die Auswahl der Sprecher wird noch ein Nachspiel haben. Den Versuch, das momentane gesellschaftliche Phänomen (Mash-Ups, Anti-Copyright) zu beleuchten, finde ich nicht falsch, doch leider waren wir pro-Autorenrechte-Leute hier eher in der Rolle der Beschuldigten, eingeladen, um Rede und Antwort zu stehen. Da es um „neue Wege“ ging, konnte der Eindruck entstehen, wir wären die Verteidiger des Altmodischen, diejenigen, die die Evolution aufhalten wollten.
Positiv zu vermerken ist, dass alle Teilnehmer aufgeschlossene, nette Leute waren. Wir konnten konstruktiv über unsere unterschiedlichen Standpunkte diskutieren. Das zeigt, dass wir Wege zum Dialog finden müssen. Schade fand ich, dass man nicht von Beginn an zu uns organisierten Komponisten gekommen ist, aber vielleicht können wir das zukünftig ändern. Und vielleicht Vielleicht können wir sogar einige ihrer Vorschläge aufgreifen?
John Groves
Mit freundlichen Grüßen
Der Vorstand
* Als stream hier nachzuhören